Umbau statt Abriss! Meine Stellungnahme zum Bebauungsplan 3-87 (Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark)

20.09.24 – von Andreas Otto –

Im Rahmen der Beteiligung der Öffentlichkeit gemäß § 3 Absatz 2 Baugesetzbuch ist hier meine Stellungnahme zum ausliegenden Entwurf des Bebauungsplans.

Sehr geehrte Damen und Herren,

ich bitte die Senatsverwaltung das Vorhaben zu überdenken und angesichts der finanziellen Lage Berlins abzuspecken.

Folgende Kritik möchte ich zum Bebauungsplanentwurf 3-87 äußern.

1. Kern des Vorhabens ist der Abriss und Neubau des großen Stadions. Für den Schul- und Vereinssport in den angrenzenden Bezirken Pankow und Mitte ist jedoch kein neues großes Stadion erforderlich, sondern kleine täglich nutzbare Sportflächen und Sporthallen. Für den unorganisierten Sport hat die „Sportwiese“ große Bedeutung. Deren starke Reduzierung kann insofern nicht akzeptiert werden.
 

2. Der Abriss des großen Stadions hat starke negative Auswirkungen auf den aktuellen Baum- und Pflanzenbestand. Geplant ist die Fällung von 174 Bäumen sowie die Entfernung eines Großteils der Sträucher und Hecken. Die später neu gepflanzten Bäume werden Jahrzehnte benötigen, um ihren vollen positiven Einfluss auf das Klima zu entfalten. Dies würde das Mikroklima vor Ort verschlechtern. Durch einen Umbau des Stadions könnten hingegen über 100 Bäume, die unter den Schutz der Baumschutzverordnung fallen, erhalten bleiben. Laut Begründung zum Bebauungsplan wurden zwischen 2012 und 2015 im Planungsgebiet 62 Bäume gefällt, für die 24 Ersatzpflanzungen vorgesehen waren, wovon höchstens zwei erfolgt sind. Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie die Ersatzpflanzungen von 212 Bäumen zeitnah umgesetzt werden soll, wenn bereits die vollständige Durchführung der bisherigen Maßnahmen nicht gewährleistet werden konnte.

 

3. Es ist geplant, einen großen Teil der vorhandenen Flächen stark zu versiegeln. Der Anteil der teilversiegelten Flächen wird um etwa 27.800 m² auf 34% steigen. Nach Fertigstellung werden 51% der Fläche vollständig versiegelt sein. Bereits jetzt hat der Sportpark eine Strahlungstemperatur, die bis zu 6°C höher liegt als in der Umgebung. Die zusätzliche Versiegelung wird diesen Aufheizungseffekt noch weiter verstärken. Geplante bauliche Maßnahmen können diesen Effekt auch nicht sinnvoll aufheben. Es ist insbesondere mit Hinblick auf den Klimawandel unklug, weitere Flächen in der Stadt zu versiegeln. 

 

4. Der Sportpark stellt einen natürlichen Lebensraum für viele Tierarten dar, die im umliegenden Gebiet keine Grünflächen finden. Durch den Abriss des Stadions werden die Tiere und die biologische Vielfalt auf dem Gelände stark beeinträchtigt. Der Neubau führt zu einer massiven Versiegelung und folglich einer Verringerung der Vegetationsflächen. Bäume, die als Lebensraum für verschiedene Vogelarten dienen, werden gefällt, wodurch vielen Tieren ihr Lebensraum genommen wird. Arten wie der Haussperling, die Kohl- und Blaumeise sowie Zwergfledermäuse verlieren ihre Brut- und Nistplätze sowie ihre Quartiere. Berlin muss die Arten, die hier bereits sind, erhalten und nicht vertreiben. 

 

5. Der Bau des neuen Stadions führt zu einer erheblichen Lärmbelästigung der in unmittelbarer Nähe wohnenden Anwohner. Das Gebiet rund um das Planungsgebiet weist eine besonders hohe Bevölkerungsdichte auf. Zudem ist mit einem starken Verkehrsaufkommen während der Bauarbeiten zu rechnen. Es ist unklar, wie die Schutttransportfahrzeuge die Baustelle verlassen sollen, ohne eine Verstopfung der umliegenden Straßen zu verursachen.

 

6. Ein inklusiver Sportpark ist auch durch Umbau möglich! Mit dem Umbau ist es möglich, das denkmalwerte Gebäude aus der DDR zu erhalten und zugleich Ressourcen und die Umwelt zu schonen. Dabei wird natürlich auf die Belange der Inklusion geachtet. Ein Umbau ist zwar planungsintensiver, aber auch zeitgemäßer. Die aktuelle Finanzlage Berlins gibt keinen Neubau eines Stadions im Wert von über 300 Millionen Euro her.

 

Wir brauchen Sportflächen für alle, aber kein Großprojekt für den Senat.

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