Serieller Holzbau in Groß

27.06.24 – von Andreas Otto –

Besuch bei Nokera in der Nähe von Magdeburg. In den Produktionshallen, die entlang der Bundestraße 246a zwischen Burg und Möckern stehen, riecht es noch sehr neu. Die Maschinen sehen aus wie gerade ausgepackt - und sind es zum Teil auch. Das Werk wurde erst vor Kurzen eröffnet.
Im Moment arbeiten hier 70 Leute. Bei voller Auslastung wären es 160.
Die Hauptproduktionshalle ist 500 Meter lang. Auf je 320 Meter langen Taktstraßen werden in 18 Arbeitsschritten fertige Wände für den Holzmodulbau produziert. Von diesen Taktstraßen gibt es vier Stück. Die ganze Halle könnte mit nur sechs Mitarbeiter*innen alle 15 Minuten Wände für ein komplettes Modul herstellen. Expertise im Bereich Holzbau müssen die Leute, die dort arbeiten haben, da die wichtigste Aufgabe Qualitätskontrolle ist.

Zusammengesetzt werden die Bauteile erst in der nächsten Halle. Nach den Kundenwünschen wird ein fertiges Produkt zusammengestellt und mit Fassadenelementen versehen. Der gesamte Produktionsablauf von der Lieferung aus dem Sägewerk bis zum fertigen Holzmodul wird digital kontrolliert. Für jedes Element gibt es einen digitalen Zwilling. Laut Aussage des Werkleiters können 500 verschiedenen Wandtypen produziert werden. Kundenwünsche, die mit den seriellen Elementen nicht erfüllbar sind, können ergänzend durch Schnoor Tafelbau erfüllt werden. Ein Holzbauunternehmen mit Tradition in der Nähe, das durch Nokera aufgekauft und eingegliedert wurde.

Holz für die Produktion liefern Sägewerke im Umkreis von 70 Km. Voll ausgelastet könnte das Werk 20.000. Wohneinheiten im Jahr produzieren. Durch Beteiligung an entsprechenden Unternehmen, liefert Nokera die Wohneinheiten komplett ausgestattet mit Küchenzeile und Bad. Transportiert werden müssen die Module bislang mit dem LKW. Einer kann bis zu drei Module transportieren. Je nach Größe des Haues wären es ca. 20 LKWs für ein Geschoss. Durch das Bauhaus-Prinzip in XXL können solche Holzhäuser im preislichen Wettbewerb mithalten. Die Kosten liegen nur noch wenig über denen für einen konventionellen Bau.

Was man verkauft, muss vorher auch getestet werden. Deshalb steht auf der Wiese vor den Werkhallen ein Musterhaus. Das "Laborratte" genannte Gebäude dient nicht nur zum angucken, sondern hier wird unter anderem getestet, wie Luftaustausch und Temperaturregulierung funktioniert, ob es Probleme mit Schimmelbildung gibt und ob die Häuser im Sommer kühl und im Winter warm genug sind.

 


Werkhalle Nokera auf der Wiese neben der Bundesstraße 246a


Vier 320m lange Taktstraßen können alle 15 Minuten je eine Wand produzieren


Die Endfertigung erfolgt in einer zweiten Werkhalle


Verbindungen ohne Schrauben


Stapelbares und  erlegbares Modul für Familien, z.B. für Flüchtlingsunterkünfte



Die "Laborratte" auf dem Feld vor dem Werk


Raum nach der Montage im Rohbau. Bodenelemte zum Schallschutz mit Beton umhüllt


Sanitär-Modul komplett mit Innenausstattung

 

 

 

Kategorie

Baupolitik | Holzbau

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