Second Hand am Bau - weiternutzen statt wegwerfen

30.08.24 – von Andreas Otto –

Concular ist ein junges Unternehmen, das Baumaterialien aufbereitet und zur Wiederverwendung weiterverkauft. Passend haben sie ihre Büroräume auf dem Gelände der ehemaligen Kindl-Brauerei in der Halle des ehemaligen Rolllagers. Das Haus gehört einer Genossenschaft. Siebzig Prozent der Materialien für die Büroräume sind Second Hand. Als Geländer zum Beispiel dienen ehemalige U-Bahn-Gitter. Viele Holzbauteile sind aus Resten von Tischlereien. Alles ist geschraubt und zusammengesteckt und nicht geklebt. So kann es leicht auseinandergenommen und wieder neu verwendet werden.

Die Ästhetik dieser Räume findet sicher nicht nur Liebhaber. Aber es ist das Prinzip, nicht die Optik. Auf Wunsch, so der Geschäftsführer, können wiederverwendete Bauteile auch so aufbereitet werden, dass alles aussieht wie neu. Gerade bei Abrissen und Umbauten von Büros fällt sehr viel Material an, dass sich einfach aufpolieren und weiterverwenden lässt: Fußböden, Fassaden, Trennwände, Technische Gebäudeausstattung.

Notwendig ist ein selektiver Rückbau. Das dauert natürlich länger als ein Abriss mit dem Vorschlaghammer. Richtig geplant ist das neue Büro trotzdem schneller bezogen, da viele Materialien aus dem alten wieder eingebaut werden können, Fertigungszeiten wegfallen und Transportwege kürzer werden. Um Bauteile zwischenlagern zu können, konnte 2020 durch Vermittlung des Senatsmitarbeiters Thomas Schwilling ein Urban Mining eingerichtet werden.

Im Abgeordnetenhaus wurde im Sommer 2021 das Abfallwirtschaftskonzept mit dem Leitbild Zero Waste beschlossen, um Kreislaufwirtschaft in Berlin voran zu bringen. Gerade für die Baubranche sind Umbau und Wiederverwendung bedeutende Hebel, um sie umweltfreundlicher zu machen.

Auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit haben Unternehmen wie Concular einige Hürden zu überwinden. Eine davon sind Zertifizierungen. Während es mit einigen Unternehmen nach Aussage von Concular eine gute Zusammenarbeit gibt, weigern sich andere Unternehmen, ihre Zertifikate auch auf instandgesetzte Produkte auszudehnen. Eine weitere ist die Erfassung des Gebäudebestands. Noch ist es meistens so, dass Bauteile nur dann kein Abfall sind, wenn sie vor dem Abriss entfernt wurden.

Eine Erfassung und Dokumentation des Gebäudebestands - die neuen Möglichkeiten für Datenerfassung können hier eine positive Anwendung finden - vereinfacht die Einschätzung des Potentials für Wiederverwendung. Concular hat deshalb Din Spec 91484 mitentwickelt, einen Leitfaden zur Erfassung von Bauprodukten als Grundlage für Bewertungen des Weiternutzungspotentials vor Abbruch- und Renovierungsarbeiten, der in München und Hamburg bereits Anwendung findet.

Ich danke Herrn Dominik Campanella für die Hausführung und die das interessante Gespräch.

www.concular.de


Büroräume aus gebrauchten Matrielien


mit Daniela Billig, MdA und Dominik Campanella, Geschäftsführer Concular

 

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