Klimaneutrale Stadtquartiere. Das Ökoquartier muss Massengut werden

25.01.21 – von Andreas Otto –

Das Ökoquartier muss Massengut werden.

Unter dieser Überschrift haben wir diskutiert, wie Berlins Neubauquartiere zukunftsfähig errichtet werden können. Modellquartiere, wie das sehr ambitionierte Schumacherquartier sind ein Meilenstein, aber angesichts der Erderwärmung müssen sämtliche Neubauten klimaneutral in Bau und Betrieb werden.

 

Zu Gast waren:
• Snezana Michaelis (Vorstandsmitglied Gewobag AG)
• Felix Grädler (Stadtrat in Heidelberg)
• Prof. Eike Roswag-Klinge (Leiter des Natural Building Lab TU Berlin)
• Matthias Winkler (Leiter Finanzierung Immobilienprojekte, UmweltBank AG, Nürnberg)

Die folgenden Kernthesen haben wir erarbeitet:

    * Das Gebäude der Zukunft ist Teil der Kreislaufwirtschaft und besteht weitgehend aus nachwachsenden Baustoffen.
    * Das Quartier der Zukunft darf keine fossile Heizenergie mehr verbrauchen.
    * Um die Kosten im Rahmen zu halten, ist EigentümerInnen- und Projektvielfalt nötig.

     

    Die Baubranche ist ein großer Tanker. Sie umzusteuern, ist eine riesige Aufgabe. Die Schaffung klimaneutraler Stadtquartiere ist jedoch nicht nur ein Bauthema, sondern auch eine wirtschaftspolitische Fragestellung. Gerade das Bauen mit nachwachsenden Rohstoffen, wie Holz, benötigt ein entsprechendes Angebot. Die Metropolregion Berlin-Brandenburg braucht deshalb noch viel mehr Unternehmen, die sowohl Kompetenzen als auch Kapazitäten für das Bauen mit modernen Baustoffen aufweisen. Wenn weniger Stahl und Beton verbaut wird, dann reduziert das den CO2-Ausstoß der Bauwirtschaft signifikant und der Einstieg in die Kreislaufwirtschaft gelingt besser.

    Beheizung, Kühlung und Warmwasserbereitung bei Gebäuden wollen wir absehbar ohne fossile Energieträger realisieren. Radikal gesenkte Energiebedarfe und das Umstellen auf Erneuerbare sind deshalb die Aufgabe der Stunde. Im Neubau ist das sogar einfacher als im Gebäudebestand.

     

    Das führt zu der Frage wer das eigentlich alles machen soll und wie das zum Leben eines Quartiers passt. Und da ist das Lösungswort ganz klar: Diversität, sowohl bei den BauherrInnen als auch bei den Projektpartnern. Die Ausschreibungen von Grundstücken und für die Errichtung von Gebäuden müssen kleinteiliger gemacht werden. Erst dadurch kann Vielfalt erreicht werden.

    Als Regel für gemischte Quartiere wurde formuliert: ein Drittel sozialer Wohnungsbau für Leute mit geringem Einkommen, ein Drittel frei finanzierter Mietwohnungsbau, ein Drittel Eigentum (Wohneigentum oder genossenschaftliches).

     

    Voraussetzung für all das ist aber, dass die Grundstückspreise bezahlbar sind. Die Preisspirale muss gestoppt werden. Grundstücke müssen wieder erschwinglicher werden. Bei landeseigenen Grundstücken ist das Erbbaurecht ein bewährtes Verfahren, das weiter praktiziert werden soll. Allerdings kommt es auch dabei auf die konkreten Konditionen, sprich den Erbbauzins, an. Damit das Bauen den Nutzerinnen und dem Klima nutzt, brauchen wir mehr Investoren, denen schwarze Zahlen genügen, die aber nicht das Maximum an Rendite rausholen müssen.

    Es war eine spannende und fruchtbare Diskussion. Der wichtigste Satz aber war dieser: "Traut euch."

     

    Die Präsentation von Prof. Roswag-Klinge ist hier zu sehen.
    Die Präsentationen der anderen Gäste schickt mein Büro gerne auf Nachfrage zu.

    Die gesamte Konferenz ist als Stream hier verfügbar

    Kategorie

    Baupolitik | Klimaschutz

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