Jahnsportpark mit überraschenden Einsichten

20.08.21 – von Andreas Otto –

Aktuell läuft das Werkstattverfahren für den Jahnsportpark. Die rot-rot-grüne Koalition im Abgeordnetenhaus hatte im Herbst 2020 verabredet, dass der Streit um die beste Variante für die Sanierung des Jahnsportparkes durch einen Variantenvergleich beigelegt werden soll. Neben den Belangen des Sport sollten dabei u.a. Naturschutzfragen, die verkehrliche Erschließung und der historische Ort mit der Berliner Mauer und den markanten Lichtmasten eine Rolle spielen. Weil der Jahnsportpark Inklusionssportpark werden soll, erfordert insbesondere das Thema Barrierefreiheit starke Aufmerksamkeit.

Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung hat drei Arbeitsgemeinschaften von Architekten und Planern beauftragt, die gegenwärtig ihre Szenarien erarbeiten. Am 11. August 2021 wurden die Arbeiten zum ersten Mal bei einem Vorort-Termin der Öffentlichkeit präsentiert.
Es handelt sich um die Varianten:
1. Abriss und Neubau an gleicher Stelle
2. Umbau und Erhalt des Stadions
3. Neubau des Stadions an alternativer Stelle im Sportpark und Teilnutzung des bestehenden Stadions

Die einzelnen Varianten finden sich hier:

mein.berlin.de/projekte/werkstattverfahren-zum-jahnsportpark/

Mit großer Spannung erwartet wurde, ob und wie das Thema Barrierefreiheit bei der Umbauvariante gelöst wird. Die Arbeitsgemeinschaft mit dem Architekturbüro weberbrunner stellte eine Lösung vor, die im vorhandenen großen Stadion die Spielfläche absenkt auf genau das Niveau, wo auch die Eingänge und Einfahrten liegen. Damit wären Sportlerinnen, etwa mit einem Rollstuhl, in der Lage, ebenerdig in das Stadionrund zu gelangen. Die Barrierefreiheit der Tribünen und anderen Räume wäre ähnlich zu lösen wie bei einem Neubau.

Die Umbauvariante zeigt damit, was bisher gelegentlich bezweifelt wurde: Die Bestandsanlage ist modernisierungsfähig. Die Einsparung an Transporten von Abraum, die geringeren Eingriffe in die Natur und die komplette Erhaltung der Hinterlandmauer auf dem Wall zum Mauerpark sind dadurch ganz einfach möglich.

Erst Inklusionssport, später Fußballarena

Und noch ein großer Vorteil lässt sich aus diesem Umstand generieren. Nämlich der zeitliche Beginn der Erneuerung zum Inklusionssportpark mit genau den Maßnahmen, die am dringendsten für die örtlichen Vereine sowie den Schul- und Freizeitsport gebraucht werden: Sporthallen und kleinere Freiflächen. Bisher war vorgesehen, zunächst das große Stadion zu modernisieren und irgendwann später die kleinen Hallen und Sportfelder zu bauen. Das kann jetzt umgedreht werden. Die vielen Schulen in Pankow und Mitte, die so lange auf Sportmöglichkeiten warten, brauchen schnell Turnhallen und Volleyballfelder. Inklusion für den Vereins- und Freizeitsport käme von Anfang an.

Der Profifußball im großen Stadion kann solange in der Bestandsarena weiter gehen, bis die erste Hälfte des Sportparkes fertig ist. Dass man das Stadion weiter nutzen kann, zeigt der Drittligaclub FC Viktoria 1889, der dort aktuell sehr erfolgreich spielt.

 

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Baupolitik | Pankow

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