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20.05.22 –
Berlin baut in Holz. Immer öfter werden Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten oder Gewerberäume mit dem Naturbaustoff errichtet. Als wir das in den Koalitionsgesprächen 2016 vorschlugen, wurden wir noch milde belächelt. Holz sei doch eher etwas für Ferienhäuser oder Berghütten, und außerdem würde das Zeug auch noch brennen. Trotzdem kam es in den Koalitionsvertrag und seitdem geht es stetig voran.
Holz ist der Baustoff der Zukunft, weil er nicht nur weniger C02 verbraucht, sondern auch C02 speichert. Zudem ist es ein erneuerbarer Rohstoff der regional erzeugt werden kann. Holzbau ist daher eine der zentralen Antworten auf die Frage, wie wir schnell und klimaneutral bezahlbaren Wohnraum schaffen können.
Holzbau geht schnell
Die erste Holzbauschule in Mahlsdorf benötigte von Grundsteinlegung bis Schulbeginn 2019 nur ein Jahr. Davor lag noch die Planungs- und Genehmigungsphase. Dieser Schnelligkeitsvorteil wird erreicht durch den hohen Grad an Vorfertigung von Bauteilen. In Mahlsdorf waren das Raummodule (siehe Bild). Der moderne Holzbau nutzt industrielle Strukturen zur Vorfertigung von Bauteilen. Die Schnelligkeit ist das entscheidende Argument, um auch Zweifler und Nicht-Ökos vom Holzbau zu überzeugen.
Jedes Holzhaus ist ein CO2-Lager
Die Herstellung von Zement und Stahl erzeugt einen enormen CO2-Ausstoß. Der Holzbau ist das Gegenteil. In jedem Kubikmeter Holz ist fast eine Tonne CO2 gebunden und langfristig eingelagert. Die meisten Holzgebäude sind hybrid aus Holz und Beton. Wir streben einen hohen Holzanteil an. Wie auch bei anderen nachwachsenden Rohstoffen, etwa Stroh oder Hanf, können wir damit jedes Gebäude zu einem CO2-Lager machen. Je höher der Anteil nachwachsender Rohstoffe ist, um so besser die Bilanz.
Holzbaustadt Berlin
Damit der Holzbau in Berlin nicht auf Beispielprojekte beschränkt bleibt, haben wir zahlreiche Begleitmaßnahmen ergriffen. So wurde die Bauordnung 2018 geändert, um Planungen bis zur Traufhöhe (22m) in Holz zu erleichtern. Der Berliner Holzbaupreis hat 2019 erstmalig herausragende Projekte in der Hauptstadtregion prämiert. Und im Schumacherquartier in Tegel sollen 5.000 Wohnungen in Holz errichtet werden. Sowohl von landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften, als auch von anderen Playern. Besonders Baugruppen und Genossenschaften sind in Berlin bisher der entscheidende Motor beim Geschosswohnungsbau mit Holz. Mein Lieblingsprojekt ist deshalb auch das Holzhaus der Genossenschaft Ostseeplatz in der Weddinger Lynarstraße (siehe Bild). Davon brauchen wir noch viel mehr.
Andreas Otto, MdA
Artikel für "Stachelige Argumente" Mai 2022
Kategorie
Baupolitik | Berlin-Brandenburg | Holzbau