Gurken und Wasserstoff - Der Innovationskorridor Berlin-Lausitz

16.09.24 – von Andreas Otto –

Als Fraktionssprecher für Berlin-Brandenburg war ich gemeinsam mit Andreas Audretsch, MdB einen Tag lang im Innovationskorridor Berlin-Lausitz unterwegs.

Start war morgens in Berlin beim Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort Adlershof (WISTA) und ihrem neuen Coworking-Space „ST3AM“. Die WISTA stellt das Bindeglied zur Universität Cottbus dar. Weiter ging es mit der BAM (Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung). Die staatliche Institution unterstützt die Industrie im Korridor mit Normierungen, Sicherheits- und Recyclingkonzepten. Wir konnten ein Labor zur Ermittlung von Referenzwerten für technische Gase und eine Testanlage zur Wertstoffrückgewinnung ansehen. Die BAM dient oft als Katalysator für gemeinsame Forschungsprojekte von Universitäten und Unternehmen.

Über Lübbenau ging es dann nach Cottbus an die Brandenburgische Technische Universität Cottbus-Senftenberg. Dort wurden uns zwei Start-ups im Bereich Quantencomputer und Akzeptanzforschung mittels Virtual-Reality-Simulation vorgestellt und die Energiewendelösung des Industrieparks „Schwarze Pumpe“ erörtert. Zwei weitere Forschungsprojekte waren zum Thema Wasserstoffgewinnung und -motoren.

Unweit vom Hauptcampus der b-tu liegt ein ehemaliger Flugplatz, der heute den Namen „Lausitz Science Park“ trägt. Auf 420 Hektar soll in Zukunft ein Wissenschafts- und Forschungsstandort wie in Adlershof entstehen. Das bietet die Möglichkeit für Tausende Arbeitsplätze und eine Entwicklung der Region um Cottbus zu einem internationalen Standort für Forschung und Wissenschaft. Konkret geplant ist bereits jetzt die Ansiedlung von Chesco (Center for Hybrid Electric Systems Cottbus) und dem DLR-Institut für elektrifizierte Luftfahrtantriebe. Chesco, das neue Antriebstechnologien erforscht und dazu hochpräzise Bauteile mit Druckern herstelllt, hat seine Hallen bisher noch am anderen Ende von Cottbus.

Auch Lübbenau, ungefähr auf der Hälfte der Bahnstrecke zwischen Berlin und Cottbus beteiligt sich. Der alte Lokschuppen, der heruntergekommen neben dem Bahnhof steht, soll bis 2026 zu einer Erlebniswelt umgebaut werden. Im Zentrum steht die Spreewaldgurke, der Exportschlager des Spreewalds. Auch auf der andren Seite des Bahnhofs ist Neues geplant, nämlich ein „Coworking-Space“ auf vier Etagen mit Dachterrasse und Ausblick auf Lübbenau. Angesprochen werden sollen damit nicht nur Pendler aus Berlin, sondern Menschen, die Lübbenau als ihren Wohnort gewählt haben.

Als Braunkohleregion ist die Lausitz besonders stark vom Strukturwandel betroffen. Der Innovationskorridor möchte durch Investitionen die Metropolregion Berlin-Brandenburg stärken und eine nachhaltige und zukunftsorientierte Industrie im ehemaligen Braunkohlegebiet schaffen. 10 Milliarden Euro sind hierfür aus dem Kohle-Ausstiegskompromiss zwischen dem Bund und den Ländern für die Lausitz reserviert.

Das ist eine einmalige Chance für die Region. In einem internationalen Umfeld können Kerne von Wissenschaft und Industrie entstehen. Angesichts von fast 30% Stimmenanteil bei der letzten Landtagswahl für die AfD ist allerdings fraglich, ob Menschen aus anderen Ländern sich in der Region überhaupt noch ansiedeln möchten.

 


Anlage zur Normierung von Gasgewichten bei der BAM


Anlage für Testläufe zur Wertstoffrückgewinnung


Zentrum für regionale Erzeugnisse Lübbenau im derzeitigen Zustand und wie es einmal aussehen soll


Testanlage zur Gewinnung von Wasserstoff an der b-tu


Testanlage für Wasserstoffmotoren


Hier soll der Lausitz Science Park entstehen


Anschauungsobjekte für Keramidruck bei Chesco

 

 

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